Das Interview wurde von Herrn Töpel von der FH Dortmund durchgeführt.
Fabian Bohl ist seit 2017 Ansprechpartner für die Oberstufe des Gymnasiums an der Schweizer Allee in allen Fragen zu Stipendien. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, welche Bedeutung das GADSA dem Thema Stipendien zumisst und mit welchen Anliegen Schüler*innen in seine Sprechstunden kommen.
Herr Bohl, wie findet am GADSA Stipendienberatung statt?
Einmal im Schuljahr findet eine Informationsveranstaltung der Studienstiftung des deutschen Volkes statt, bei der zwei Botschafter interessierte Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2 informieren – einer der beiden hat bei uns sein Abitur gemacht. Sie machen den Schüler*innen klar, dass es beim Stipendium nicht nur um eine materielle, sondern auch um eine ideelle Förderung geht, dass man ein Netzwerk aufbaut, über den Tellerrand blickt. Ich selbst werden bei den Stufenversammlungen als Ansprechpartner für Stipendien eingeführt und biete eine Sprechstunde an; meine Kollegin Frau Zablewski berät in der Unterstufe zum Thema Schülerakademien.
Liegt der Stipendienarbeit am GADSA eine bestimmte Philosophie zugrunde?
Unser Konzept ist „Fördern und Fordern“: Wir fordern von den potenziellen Stipendiat*innen einerseits gewisse Leistungen, andererseits fördern wir aber auch gesellschaftliches Engagement und die Motivation, sich fortzubilden. Engagierte junge Leute verdienen Anerkennung, auch das kann ein Stipendium leisten. Zudem fördern wir speziell auch Schüler*innen mit Migrationshintergrund; wir haben ganz tolle Schüler*innen beispielsweise aus Syrien, die binnen kürzester Zeit Deutsch gelernt haben und sich durch Texte von Kant und Hobbes arbeiten; Stipendien sind hier ein Baustein für gelebte Integration.
Wie werden die Angebote bei den Schüler*innen angenommen und mit welcher Motivation kommen sie in ihre Beratungen?
Es ist uns gelungen, bei den Schüler*innen eine gewisse thematische Sensibilität zu entwickeln, immer mehr sprechen mich von sich aus an. Tatsächlich sind sie sehr am ideellen Wert der Stipendien interessiert, vor allem an den sozialen Aspekten: Sie möchten sich mit Gleichgesinnten austauschen, Lerngruppen bilden. Wir überlegen dann, welches Stipendium das richtige ist. Aber ich möchte das auch nicht idealisieren: Es sind junge Leute, die aktuell noch zu Hause leben und die natürlich auch für die materielle Förderung dankbar sein werden, wenn sie beispielsweise ein Studium aufnehmen.
Beraten Sie auch Schüler*innen, für die das Themen Bildungsaufstieg eine besondere Relevanz hat?
In jedem Fall. Wir nehmen dann vor allem Stipendien in den Blick, die sich an jene richten, die beispielsweise familiär über nicht so viel Geld verfügen. Wir achten dann auch darauf, das Thema diskret zu behandeln. Neben der finanziellen Förderung geht es auch hier darum, den Schülerinnen und Schülern Anerkennung zuteil werden zu lassen. Im Übrigen kommt es regelmäßig auch zu
Synergien mit dem TalentScouting – ich stehe über unseren Studien- und Berufswahlkoordinator Matthias Labs im Austausch mit TalentScout Sonja Hunscha.
Gibt es – themenunabhängig – bestimmte Schüler*innen, die Ihnen besonders im Hinterkopf geblieben sind?
Ich hatte einen Schüler mit Migrationshintergrund, der sich um ein Stipendium bei einer Privatuni beworben hat. Ich weiß nicht, wie viele Nachmittage wir zusammengesessen haben. Wir sind tief in die Biographie des Schülers eingetaucht und haben überlegt, welche Vorteile, Alleinstellungsmerkmale und Charakteristika er aufgrund seiner persönlichen Geschichte mitbringt. Er war unglaublich engagiert und hat am Ende auch das Stipendium bekommen. Auch für uns als Fördernde ist es in diesen Situationen schön zu sehen, dass unsere Arbeit ankommt und dass wir Wertschätzung und Dankbarkeit zurückbekommen.
Haben Sie im Kontext der Beratung bestimmte Themen, die Sie in der Zukunft einführen bzw. ausbauen möchten?
Ein Dauerthema bleibt es, das Thema Stipendien in den Köpfen der Schüler*innen zu verankern. Schön wäre es, wenn wir neben der Studienstiftung Botschafter weitere Stipendienwerke mit Botschaftern an die Schule holen könnten – allerdings sind wir zur Neutralität verpflichtet und müssten im politischen und konfessionellen Bereich das gesamte Spektrum abdecken, was schwierig ist. Schließlich denke ich über digitale Lösungen nach, die es Kolleg*innen beispielsweise ermöglicht, geeignete Kandidat*innen in strukturierte Listen einzutragen. Auch in der Beratung gewinnen digitale Formate an Bedeutung, zumal seit Beginn der Corona-Krise. Hier ist noch viel möglich!