Gewissermaßen durch Zufall sind wir auf den ¡Change School! Summit in Köln gestoßen. Ausschlaggebend war hier die globale Klimakrise, welche trotz des medialen Fokus auf Corona weiterhin Bestand hat. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als zentraler Bestandteil der Schulentwicklung sollte auf diesem Gipfel Gewicht finden: Für uns als Schule ist Nachhaltigkeit schon seit Längerem ein Begriff und der Gipfel somit eine große Chance, Anregungen und Instrumente zu erhalten und damit auch die zukunftsorientierte Entwicklung des GADSA weiterhin zu stärken. Jeweils 5-6 Mitglieder der Schulgemeinschaften (Lehrkräfte, Schüler*innen, Eltern…) von über 13 Schulen haben sich hierzu versammelt und gemeinsam mit Expert*innen (u.a. mit Vertreter*innen des renommierten Wuppertal Instituts und der NGO Germanwatch) in unterschiedlichen Workshops an diversen Themen im regen Austausch gearbeitet. Alle voller Optimismus, die zukunftsfähige Entwicklung der Schul- und Bildungslandschaft – im Sinne regionaler, nationaler, globaler Verantwortung – voranzutreiben.
Wie gelingt es, Schule zukunftsfähig zu gestalten? Wie können wir als Schulgemeinschaft unseren Handabdruck im Sinne der Nachhaltigkeit vergrößern? Wie können wir ein nachhaltiges Bewusstsein in unserer Schulgemeinschaft weiterhin fördern und uns in der Zusammenarbeit mit schulischen und außerschulischen Partnern weiterentwickeln, miteinander und voneinander lernen? – waren zentrale Fragestellungen, die in den verschiedenen Workshops thematisiert wurden. Dabei kamen wir mit den anderen Teilnehmenden über unterschiedliche Projekte in den Austausch. Aus einer breiten Palette an angebotenen Workshops entschieden wir uns dabei u. a. für Folgende:
- Videokonferenzen mit Schüler*innen und Lehrkräften von Schulen aus Nigeria (Hauwa’u Memorial International School, Kaduna International School) und Kolumbien (Colegio Fervan, Bogotá):
→ Hier gab es einen Austausch zu bereits implementierten Projekten zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz (Baumpflanzungs-Projekte in Kolumbien und Nigeria; Schulbauernhof, Regenwassernutzungs-Projekt in Kolumbien). Die Schilderungen und Bilder der Teilnehmenden aus Kolumbien und Nigeria zu den dort im Lebensalltag spürbaren Konsequenzen der Klimakrise und nicht nachhaltiger Strukturen (Dürren, Waldrodung, Bedrohung der Artenvielfalt) lösten in uns Betroffenheit aus. Der Perspektivwechsel und die Vielfalt der präsentierten Projekte, die dort unter Beteiligung von Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern als Gemeinschaft durchgeführt werden, waren eine echte Inspiration und zeigten uns, dass wir im Austausch mit anderen Ländern viel lernen können – und dies als Europaschule mit unseren Partnern bereits in vielfältiger Weise tun.
- Debatte um die Begrifflichkeiten Wohlstand und Gutes Leben
→ Zentral war hier zu überlegen, was denn eigentlich “Entwicklung” und “Unterentwicklung” ausmache. Wir stellten fest, dass die westliche Welt den Wohlstand und das “Gute Leben” spiegelt, wobei – je nach Definition – auch in Industriestaaten wie Deutschland dringender Handlungsbedarf besteht. So klafft auch hier die Schere zwischen Reichtum und Armut immer weiter auseinander und auch die Klimapolitik sowie Diskussionen um Gleichberechtigung weisen enormen Optimierungsbedarf auf. Wir stellten fest, dass es wichtig ist, das Selbstbewusstsein des Einzelnen zu stärken, damit ein reflektiertes Fremdbewusstsein und damit das Streben nach einem globalem Wohlstand und einem guten Leben für alle möglich wird.
- “Handprint” vergrößern und “Footprint” verringern
→ Hier nahmen wir mit, dass wir als Gesellschaft durch unser Handeln Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung und den Klimaschutz nehmen können. Dabei wurde unser Blickwinkel insofern umgekehrt, als dass es nun nicht lediglich darum ginge, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, sondern zugleich den sog. Handabdruck für unser gesellschaftliches und politisches Handeln zu vergrößern – z.B. durch umweltverträgliche Mobilität, nachhaltige Energienutzung, Ernährung oder unser Konsumverhalten. Nicht umsonst bekamen unsere großflächige Fahrradgarage sowie die eigene Fahrradwerkstatt schulübergreifende Anerkennung. Auch die Umwelt- und die Second-Hand AG tragen in diesem Sinne zum nachhaltigen Agieren am GADSA bei.
- Mensa und Co. – Nachhaltige Ernährung für die Schule
→ Es steht außer Frage, dass eine gesunde Ernährung nicht nur unsere eigene Gesundheit unmittelbar beeinflusst, sondern auch die ökologische Umwelt. So ist es wichtig, auch in der Schule auf eine gesunde und nachhaltige Essenskultur zu setzen – Verpackungsmüll reduzieren, auf Regionalität und Saisonalität setzen sowie die Konzentration und das Wohlbefinden fördernden Lebensmittel in den Fokus des alltäglichen Schullebens rücken. Die Tatsache, dass die tägliche Nutzung von wiederverwendbaren Flaschen dank des allen zugänglichen Wasserspenders bei dem Großteil der Schülerschaft zur Normalität geworden ist – ähnlich wie die durch die SV verwaltete Pfandtonne – zeugen von einem bereits verankerten Umweltbewusstsein der Schulgemeinschaft des GADSAs.
Der Austausch in den Workshops, auf die wir uns als Schulgruppe durchdacht verteilten, machte uns deutlich, dass wir als Schule schon so Einiges erreicht haben und durch die Tatsache, dass BNE langsam Verankerung findet, sogar eine Vorreiterrolle übernehmen. Wir waren uns einig, dass die Schule als Verantwortungsträger für unsere – und dabei sprechen wir von allen Generationen – Zukunft fungiert und wir, wenn auch nur schrittweise, zu einem nachhaltigen (Um-)Denken beitragen. Die Gesellschaft muss wieder lernen, nicht gegen die Natur, sondern mit der Natur zu leben. Der ständige Gedanke, die natürlichen Grenzen immer schneller, besser, stärker überwinden zu können, ist ein westliches Absurdum: Was für viele das Ideal des “Guten Lebens” spiegelt, trägt gleichwohl zu einer schrittweisen Zerstörung dessen bei, wofür wir augenscheinlich kämpfen – Frieden, Gerechtigkeit, Nahrungssicherung und Gesundheit. Die Industrienationen müssen es schaffen, nachhaltiges Verhalten zum Standard werden zu lassen – wenn schon nicht für sich selbst, dann doch wenigstens für die Kinder und die Kinder unserer Kinder.
Verfasst von Emil Pieper, Christopher Hannemann, Veronika Schwengler, Laura Leilich und Violetta Tsofnas