Am 27. Januar 1945 wurden die Gefangenen aus dem Vernichtungslager Auschwitz befreit. Genau 75 Jahre später sind die grausamen Geschehnisse, die die Menschen dort erleben mussten, für uns kaum mehr vorstellbar. Halina Birenbaum versuchte uns ihre Geschichte in einem Zeitzeugengespräch näher zu bringen. Vor über 500 Zuschauern, berichtete sie im VIP-Bereich der Nordtribüne im Signal-Iduna-Park von ihren Erlebnissen, Empfindungen und Ängsten während des Holocaust. Begleitet wurde die Veranstaltung von Musik (Gitarre und Akkordeon) und Liedern, wie sie von den Gefangenen gesungen wurden und die unter anderem dort entstanden sind.
Halina Birenbaum hat israelische und polnische Wurzeln, ihre Muttersprache ist polnisch. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, diese sind mittlerweile in zehn verschiedenen Sprachen erschienen. Halina Birenbaum ist eine der Wenigen heute noch lebenden Zeitzeugen dieser Zeit.
Bereits mit zehn Jahren erlebte sie das Warschauer Ghetto, war später in den Konzentrationslagern Majdanek, Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück. Bei der Befreiung 1945 war sie 15 Jahre alt.
Ihre Geschichte beginnt, als sie sich 1942 mit ihrer Familie und anderen Menschen in einer Wohnung versteckt. Sie alle fürchteten jeden Moment entdeckt zu werden. Als dies geschah teilte man ihnen mit, dass sie in den Osten geschickt werden sollten, aber was ist dieser Osten? Mit Viehwaggons wurden sie dorthin verschleppt. Man erzählte ihnen, dass sie in dem Lager arbeiten könnten. Bei der Ankunft bekamen die Menschen Nummern statt Namen, ihnen wurden die Haare abgeschnitten und Privatsachen weggenommen.
Halina Birenbaums Mutter gab sie im Lager als 17 aus, damit sie nicht sofort getrennt werden, da die Kinder dort selektiert und ermordet wurden. Ihre Mutter wurde in Majdanek ermordet, ihr Vater im Vernichtungslager Treblinka. Ihr Bruder half beim Wegschaffen der Leichen. Schließlich blieb Halina Birenbaum noch ihre Cousine. Halina Birenbaum erzählt von Leichen, die nicht mehr identifizierbar waren, sie konnten nicht erkennen, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt.
Betroffen hörten die Veranstaltungsbesucher vom Zustand in den Baracken, dem fehlenden Essen, dem immer währenden Geruch der Verbrennungsöfen über dem Lager.
Trotz all diesen grausamen Taten erzählte Halina Birenbaum auch von den drei wundersamen Momenten, in denen ihr Menschen geholfen und so das Leben gerettet haben.
Heute lebt sie in Israel, dem einzigen Ort, an dem sie noch leben möchte.
Die Veranstaltung fand zum 10. Mal in den Räumlichkeiten des BVB-Stadions statt, treffend dazu wurde aus der Vereinssatzung zitiert:
§ 2 “Zweck und Aufgaben” Absatz (3):
“Der Verein fördert die Funktion des Sports als verbindendes Element zwischen Nationalitäten, Kulturen, Religionen und sozialen Schichten. Er bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität eine sportliche Heimat.”
Vielleicht sollten wir uns dies alle zu Herzen nehmen, damit solche Grausamkeiten nie wieder passieren können.
Von Paula Frey (Q2)