„Sollten wir unsere Social Media Accounts umgehend löschen?“
Dieser ziemlich provokanten Frage ging ein Philosophiekurs der Jahrgangsstufe Q1 nach. Dazu besuchten die Schülerinnen und Schüler des GADSA an einem wunderschönen Herbsttag das Alfried-Krupp-Schülerlabor an der Ruhr-Universität Bochum.
In Begleitung von Herrn Dinkelmann kam der Kurs bei strahlendem Sonnenschein an der RUB an und marschierte nach einer Campuserkundung direkt zum Schülerlabor.
„Die Projekte im Schülerlabor sind als Erweiterung und Bereicherung von Unterricht zu verstehen“, so die Teamer. Die Projekte verzahnen Einblicke in die universitäre Forschung aller an der Ruhr-Universität Bochum vertretenen Disziplinen mit dem Unterricht und sollen die Forschung für Schülerinnen und Schülern „lebendig machen“.
“Leitthema des Projekttages”, erklärten die Projektleiter, “ist die provokative Frage des amerikanischen Informatikers und Aktivisten Jaron Lanier: „Sollten wir unsere Social Media Accounts umgehend löschen?“. Lanier bejaht diese Frage und nennt dafür Argumente, die erarbeitet und geprüft werden sollen. Der Workshop erweitert die Auseinandersetzung mit dem metaphysischen Problem von Freiheit und Determinismus um Perspektiven auf den praktischen Gebrauch der Freiheit des Einzelnen und zeigt mögliche Strategien des Umgangs mit Phänomenen der Social-Media-Lebenswelt auf.”
Nach einer kurzen Einführung Prof. Dr. Richters über generelle Skepsis gegenüber neuen Technologien ging es direkt an die gedankliche Arbeit, dabei sollte das Verhalten von Menschen in der Social-Media-Lebenswelt beschrieben werden. Im Plenumsgespräch fanden die Schülerinnen und Schüler heraus, dass man sowohl Produzent als auch Konsument ist. Sie entdeckten, dass, wenn man die Social-Media-Apps nutzt, ein ambivalentes Verhältnis hinsichtlich der Freiheit besteht. Nun stellte der Projektleiter drei Argumente Laniers vor. Er erklärt, dass Lanier die psychischen Mechanismen von Social Media kritisiert, da hier mithilfe von “Dopamin-Kicks” eine Abhängigkeit geschaffen wird. Zudem sei es nach Lanier ein “Kampf um Aufmerksamkeit”, der die Menschen unecht und boshaft mache und sie mithilfe einer “Fear of Missing out “ an die Netzwerke fessele. Als technologisches Argument gegen die Sozialen Netzwerke wurden deren Geschäftsmodell und die Steuerung der Nutzer durch die Algorithmen vorgestellt. Diese Argumente Laniers wurden philosophisch geordnet und ihre Überzeugungskraft geprüft.
„Dies war eine schöne Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, ohne Notendruck, ihre eigenen argumentativen Fähigkeiten zu verbessern und einen kritischen Umgang mit den Medien zu erlangen“, so resümierte der Fachlehrer Herr Dinkelmann.
Nach der Mittagspause kam kein weiterer Internetpionier zu Wort, sondern erstaunlicherweise Aristoteles, denn in seiner Nikomachischen Ethik fanden sich Passagen, die sich auf eines des großen Menschheits-Themen “Freiwilligkeit und Zwang” bezogen. Die Schülerinnen und Schüler wussten diese genau zu interpretieren und auf die beschriebene Social-Media-Welt anzuwenden. Auf diese Weise konnte sie die Ausgangsfrage reflektiert für sich beantworten.
Während die Projektleiter nun weiter Forschungsergebnisse haben, um die Lehre zu verbessern, fanden unsere Schülerinnen und Schüler in Lanier und Aristoteles zwei weitere Wegbegleiter, um ihre Medienkompetenz zu schulen.